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Protokoll 16.3.2006
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Schlussdiskussion mit Katharina Pewny, Sabine Prokop,...
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Protokoll 15.3.2006

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Prekäre Strategien. Karnevaleske als Widerstand in feministischer KunstPraxis
Transformierte Körper


Diskursführerinnen: Katharina Pewny, Sabine Kock, Lisbeth N. Trallori, Kim Cook

Abkürzungen im Text:
KP - Katharina Pewny
SK - Sabine Kock
LT - Lisbeth N. Trallori
KC - Kim Cook
BK - Barbara Klein
AUD - Publikum

--> CVs und Abstracts der Vorträge am Ende des Protokolls

Autorin: Miriam Koller

Synopsis des Diskurses
Der Abend stand unter dem Thema „Körperpolitiken“. Lisbeth N. Trallori näherte sich diesem über 2 zentrale Begrifflichkeiten: den der Ökonomisierung des Körpers (im Sinne der Vermarktung des Selbst, der Aufweichung der Grenze von Körper und dem Außen) einerseits, das Konzept des subversiven Kunstkörpers andererseits (die Auflösung der Körpermaterialität im Cyberspace). Sabine Kock beschäftigt sich in ihrem Vortrag mit genau diesen subversiven Formen der Körperlichkeit - in der Kunst. Sie führt als Beispiele die Volxtheaterkarawane und die Gruppe Toxic Dreams an. Kim Cook spricht über ihre Herangehensweise als Arbeitende im Kunst- und Kulturbereich: ihr ist wichtig, dass der „Raum“ zurück an die Menschen geht und Interaktionen (bes. im Theater) ermöglicht werden, bzw. dass das alltägliche Leben ein permanentes Theater ist. Die Diskussion geht stark auf diesen Aspekt der Zurückgewinnung des „Raumes“ ein und plädiert für ein verstärkt „unsichtbares“ Handeln innerhalb der Performancekunst.

The evening deals with the issue „body politics“. Lisbeth N. Trallori approaches towards it via 2 concepts: the economisation of the body and the subversive artefact „body“ in the cyberspace.
Sabine Kock talks on exactly this concept of the subversivion: but within art. As examples she point out the actions of the Volxtheaterkarawane and the group „Toxic Dreams“. Kim Cook describes her approach to the topic as a person in art and culture: to her it is important, that people recognize that they belong to the „space“ and vice verse. She thinks every days life as a constant theatre. The discussion responds to the aspect of gaining back the „space“ and pleads for a more „invisible“ acting in performance art.



Protokoll des Vortrages von Lisbeth N. Trallori

KP: Begrüßung.
Ich würde gerne die Idee der Diskursreihe vorstellen. Die Grundidee ist einfach, dass Diskussion stattfinden kann, aus kulturwissenschaftlicher, sozialpolitischer und künstlerischer Perspektive.
Ich möchte vor allem in der Diskussion auf zukünftige Möglichkeiten und Handlungsweisen hinarbeiten.
Der heutige Abend steht unter dem Motto „Body Politics“.
Gestern und vorgestern wurden schon erste konkrete Ideen laut: einerseits gegenderte Budgets (an die Regierungen herantragen) als sehr nützliches Instrument.
Ich möchte für heute vorstellen: Lisbeth Nadja Trallori - sie hat über Widerstand geforscht, ist feministische Wissenschaftlerin, arbeitet auch zu Reproduktionstechnologien, Lebensverhältnissen von Künstlerinnen.
Sabine Kock ist Germanistin und Filmemacherin. Sie hat auch über den Holocaust gearbeitet, ist Geschäftsführerin der IG Freie Theater, auch in der Off-Theaterszene umtriebig.
Kim Cook ist Regisseurin, hier zu sehen mit dem Stück „Migritude“.
Bevor wir in medias res gehen, möchte ich noch eine kurze Runde machen, woher die Einzelnen im Publikum heute kommen. (...)
...Also sehr viele Aktivistinnen, Künstlerinnen auch hier heute. Ich möchte Lisbeth Trallori jetzt um ihren Vortrag bitten.


LT: Ich habe eine große Affinität zu solchen Räumen - wie es das Kosmos ist, bzw. auch das Festival einen symbolischen Raum darstellt.
Mein heutiges Thema lautet „Transformierte Körper“.
Ich möchte einen ganzen bestimmten Durchschnitt dieser Thematik ohne Gewähr auf Vollständigkeit präsentieren.
Die feministische Forschung hat sich das Thema des Köpers von Anfang an einverleibt.
Der Topos eignet sich wohl am offensichtlichsten dazu, Geschlechtertradierungen aufzudecken. Es ging zunächst einmal um eine Ente-Biologisierung.
Zu Beginn des Denkens über Körper war er vor allem ein soziales Phänomen: Zwangssterilisierung, Homophobie, Anorexie, Hysterie - ich möchte sagen, alles Erscheinungen einen Zwangsregimes des Patriarchats.
Körperpolitik ist ein Ensemble von Interventionen, diese Wirkungen auf das Individuum werden als Verhaltensweise internalisiert.
Im Kontext mit der Entstehung von staatlicher Souveränität, neuer Wissenschaften, entstand auch die Frage nach dem Körper, auch immer in Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Köper.
Gesundheit, Krankheit, Alter, Geschlecht werden zu einem politischen Kalkül.
Ich meine, es ist eine Militarisierung des Körpers und Strategien der Natalisierung, Herstellung von künftigen Arbeitskräften.
Rassistische Politik durchzieht diese Themen - Gebärzwang versus Gebärverbot.

Verweisen möchte ich auch auf die Kommerzialisierung von Körper(teilen) bzw. die Ent-materialisering in der Cyberworld.
Angelehnt an Michel Foucault: es ist eine Politik der direkten Gewaltanwendung, Politik der Disziplinierung (über Beschränkung, ein normierendes Regulativ), die Politik einer Gouvernantelisierung.
Während körperpolitische Strategien durch Exzesse von Gewalt und deren Disziplinierung bis ins 20. Jahrhundert virulent waren, führten die neuen Technologien und Wissenschaften (Informatik, Computerscience) zu einem Paradigmenwechsel.
Das Innere des Körpers wird kolonialisiert, ohne dass dies wahrgenommen wird.
Diesen Paradigmenwechsel möchte ich zum Anlass nehmen, 2 Aspekte herauszuarbeiten:
Der gouvernantelisierten Körper bzw. den subversiven Kunstkörper.

Gouvernantelisierung/Ökonomisierung des Körperpolitischen:
Die Ebenen der körperpolitischen Interventionen haben unter den neuen Technologien eine Veränderung erfahren: Stichwort Subjektsetzung, Verwissenschaftlichung, Vermarktung des Körpers. Neoliberalismus und dementsprechende Lebensweisen führen zur Nachfrage nach marktgerechter Körperlichkeit. Der Körper wird dem Subjekt selbst, seiner Beherrschungs- und Verfügungsmacht unterworfen. Das aufgeklärte Subjekt wird angerufen: die eigenen Körperlichkeit muss organisiert und designt werden. Ein Beweis ist wohl die florierende Fitness-, und Schönheitsindustrie.
Das Individuum wird zum Unternehmer seiner selbst.
Diese Normierungen führen zu einem sorgsamen Umgang mit dem Körperkapital, um dadurch der Gesellschaft, dem Staat ein kostengünstiges Sein zu ermöglichen.

Die Verwissenschaftlichung des Körpers: Umcodierung des Denkens und des kulturellen Verständnisses - der Körper wird zum Resultat des Wirkens der Gene.
Im Alltagsdiskurs entwickelt sich die Überzeugung, Gene seien der wichtigste, prägenste Faktor - das leben wird dadurch bestimmt. Körper wird zum passiven Produkt der Gene.
Die Forschung lädt ein mitzuwirken, wir erfahren eine „Genefizierung“ des Alltags. Eigenvorsorge, Prävention versprechen Sicherheiten in einer riskant gewordenen Welt.
Die bisher angesprochenen Interventionen besprechen die Dimension der Vermarktung. Es wird deutlich, dass der menschliche Körper selbst eine ausbeutbare Ressource darstellt.
Alles wird verwertbar und kann auf den Markt getragen werden: Blut, Haut, Organe, fötales Gewebe, Sperma....
Die Grenzen zwischen dem Körper und dem Außen verschwimmen zusehends.
Selbstbestimmung wird zur Selbstvermarktung.
Zugleich bilden sich neue Identitätsentwürfe aber auch neue Phantasmen und exzentrische Körperbilder.

Das bringt mich zum Begriff des subversiven Kunstkörpers.
Mit der Entwicklung der verschiedensten technologischen Forschungen hat sich die Voraussetzung des Körperpolitischen verändert. Informelle Sprachen, Zeichen und Begrifflichkeiten haben die materielle Orientierung umgestürzt.
Es entstehen Fragen wie: „bin ich Mensch, ein virtueller Klon, ein Computer?“.
Sich selbst als Vernetzungsprogramm zu begreifen ist die Botschaft von den technologischen Veränderungen.
Losgelöst von der Materie werden wir gestaltet. Sofern alles in Bites und Bytes transformierbar ist, ist alles austauschbar - so wird der Mensch zum immateriellen Artefakt. Schwerkraft und leibliche Gebundenheit wird gelöst, Naturzusammenhänge gelöst. Mit Judith Butler könnten wir sagen: die diskursivierte Körperlichkeit setzt keine Organität voraus.
Die klassischen Vorstellungen von Raum, Zeit und Körper werden im virtuellen Raum gesprengt.
Körper, Antikörper, alles vermischt sich im Cyberspace.
Hier werden auch die gängigen Dichotomien und Geschlechterdifferenzen herausgefordert.
Das Phantasma der entgeschlechtlichen Welt wird geweckt.
Diese Vorstellungen radikalisieren sich und lassen ein postbiologisches Bewusstsein entstehen.

Im Cyberspace herrscht der artefaktische Körper jenseits von Geschlecht, Leiblichkeit, sogar Geschichte.

Hier möchte ich einige Reflexionen hinsichtlich der feministischen Theoriebildung anschließen:
Die technopolitischen Dimensionen, Ökonomie, Virtualisierung des Körpers, bilden den Kunstkörper (der produktive Körper in der Kunst, der Kunstkörper).
Die symbolische Repräsentation wird durch die Diskursivierung des Körpers zerstört.
Ich habe darauf hingewiesen, dass sich die feministischen Wissenschaften von Beginn an des Körpers angenommen hat - und diesen theoretisiert haben.
Gerade das wurde zu einer Zerreißprobe, der die Theorie nicht standhalten konnte. Die diversen Denkansätze führten zu einer Aufspaltung der vielleicht gleichen Grundlage oder Anliegen.
Ich denke, es ist uns allen bekannt, dass sich viele Theoretikerinnen mit diesen Punkten auseinandergesetzt werden. Bei Donna Haraway verschmilzt der Körper des Animalischen mit der Maschine zum Cyborg. Der Körper verabschiedet sich von den materiellen Bedingungen.
Faktisch wird das zu einem Appell an Frauen: Gestalterinnen bei der Programmierung der Körper im Space zu werden.
Konträr dazu Elisabeth List: der Körper ist bei ihr immer noch Fleisch und Blut, er verfügt aber über eine Reaktionsfähigkeit - mit einer Dimension des subversiven (das „Nein!“) durchtränkt.
Sie meint weiters, die Kunst sagt „nein“, ohne zu vernichten.


Protokoll der Diskussion

KP: I think you presented many aspects. I think we should go for some questions here.
I would like to start: meinst du die „Liveness“ der Körper auf der Bühne sind nicht mehr wichtig?

LT: Ich habe gemeint, dass es zu Manifestationen der Rezeption des Körperlichen kommt. Körperlichkeit wird textuell verortet (wie bei Judith Butler). Diese Veränderungen gehen am Körper nicht spurlos vorbei. Meine Positionierung ist, dass nur dann so etwas wie eine Darstellung und Inszenierung von Körperlichkeit als widerständige Produktion das Publikum erreichen kann, wenn das Konzept des Körpers noch real ist. Da mögen viele gegnerische Stimmen aufkommen.

AUD: Don't you think it is important, that we accept the situation of the Now - we should first recognize the traces before we go for the changes.

LT: Das heißt nicht, dass eine spielerische Umcodierung nicht passieren kann.
Es stellt sich die Frage nach den Möglichkeiten, die Dimension der Körperpolitik sichtbar zu machen. Stellen wir uns auf die Seite der Technologien und involvieren wir uns in diesem Kanon? Dann haben wir keine Differenz mehr zwischen Realem und Fiktion.

In dem Zusammenhang möchte ich noch etwas nachsetzen: in Bezug auf das Technoimaginäre. Das ist eine androzentrische Phantasie.
Ich denke der Satz „Überall Alles zu sein“ ist der zentrale Punkt von Technoimagination. Das übersteigt auch noch die Dimension des Göttlichen, dahingehend ist es für mich androzentrisch.

KP: Ich möchte folgende Frage festmachen: was bedeutet das ganz zentral für die Kunst? Weil gerade in der Performancekunst wird ja mit dem Körper gearbeitet, was kann das also dafür bedeuten.
Ich möchte jetzt zu Sabine überleiten, sie spricht über „Prekäre Strategien. Karnevaleske als Widerstand in der Kunstpraxis“.


Protokoll des Vortrags von Sabine Kock

SK: I am here as a feminist researcher and I am speaking as such. But I am a organizer of a theatre as well.
And I do off-theatre-networking with people from around the world, but that's a different thing.

I want to start with a question as a connex to Nadja: the relation of reality and the constitution of fiction. It is a hard interplay. For example “Jurassic Park”: 2 years after being in cinema, they really tried to rebuild an animal. So the fiction got reality.
Since the discovery of the DNS, from this point on, they started to play with science fiction. An important point for the research I think

I want to start with a quote from Gabriele Klein: cultural industries don't address us with our consciousness but with our bodies.
I think it is important to ask, where the resistance point is.
I want to introduce the philosophy from Michaeil Bachtin. It is about the carnevalesque moment of going around the word - when people are a collective body. And also its not for the every day life, its for one moment, which is over soon.
I did a work on a novel of an DDR author, in her novel she had many carnevalesque moments on many different levels. A very interesting way and starting point for me.
What I often see in theatre and performance, can be taken as a form of resistance.
I will introduce you to some works:

“Toxic Dreams” is a group from Austria, I want to show their piece „Titus 3“ - the play from Shakespeare is one oft the most cruelest in the theatre world. They did it in a very special form with 4 actresses (instead of 14 men and 1 woman).
It works on different levels: a female speaker, the different ways of staging, a romantic and a cruel one next to each other.
It is on the very hard boarder to be sexist, racist itself - but they put it in a grotesque way.
You can only „read“ the play with a certain knowledge.
Its so ambivalent - it is representation and at subversion at the same time.

The second thing I wanted to show was from the Volxtheaterkarawane: they went to the main quarter of Schengen - they took several laptops and made a performance pretending that they would brake the Schengen system.
And the people really thought that they got the information and finally they even got arrested.
They did an political intervention as a performance which is a political intervention at the same time.

A feminist video collective from Italy, “Candida”, did a very special thing at the meeting of the G8 in Genoa. It was called „be your own superhero“. It was a feminist superhero (with “real” superhero-outfit and actions). She “flew” to Genoa and did interviews.
And then she put the video inside the security zone (which was of course forbidden).
And the concept was, to be some kind of media-guerilla.
To be inside and outside at the same time (without violence but with reflection).

I would like to talk about other forms of resistance now with you know.



KP: Thanks Sabine. I think if we think you 2 speakers together, we come to a very important point.
But first I want to ask Kim for some words.


Protokoll des Vortrags von Kim Cook

KC: So I was asked to come and contribute to the discourse. After a while of thinking, I came up with a great title: “observation on the body politics at the theatre”.
What I am going to talk about under that title is a lot simpler.
But first I want to tell you about myself. I'm 46 and I am a woman. Both is very important.
I had some kind of first part of my life - which was about becoming what I am now.
So I had to battle to put my feet on the ground. I found out that I could express my battle (which was destructive) with art.

I did a bachelor on “theatre and dance” and a master on “art and consciousness” and I worked in the field of art management.
My legitimating as an artist comes from different dimension: which is our western culture.
But then again, I was introduced into dance since my very childhood, dancing with the neighbors and so on.
Once I completed my training as an art manager and went out into the world of art.
And there I learnt, that we are dividing between “folk art” and “real art”.

Why I think that is connected to body politics: I always like to deconstruct concepts. So my body is my body, my body is our body and so on….

Art is so hegemonic and it takes time and a look from outside to observe the whole thing.
So. I think to play outside the theatre is radical. I think that we tend to play in life anyway.
And how we use our body is very political at the same time.
In the States we got something called “sex positive feminist”: knowing myself as an enjoyous sexual being, knowing the consequences of my sexual acting.
I don't want to be excoriated by feminist nor by sexist for my doing and being.

In my work about art and consciousness it was all about the “space”.
So my approach is: I let people feel that they belong to the space and that the space belongs to them.
Theatre space tends to be formal space. You always have the separation of those who perform and those who attend. In most cases you don't get the feeling that it the theatre is your space. You get observed as an audience.

The participation of the audience in the performance is a huge part of the performance itself.
So performance lives from the response (like in hip hop, flamenco and so on). So it is a shared artistic experience. It shouldn't be so polarized.
So we have to create new types of space.

I always feel that we have to take a look outside the institutions into an alternative space.
If you think of the everyday theatre- it takes place in the little shop around your door. That's all theatre! As an artist we should make art in alternative spaces.

Finally I want to talk about metaphorical space. We have to think about the expressions we are using: body politics, feministic theory/strategy.

So why I talk about body politics…I think that my body, my being can surrender to the sublimeness.
I think it is about the transcendence - especially in performance art.
One of the things that I spend a lot of time doing is helping artists: they have stories to tell but maybe don't have the theatrical tools.
I want to make a quick note on a festival which takes place in the US: its about art and technology. There is a space for these issues, I think - like here for example in Linz with the Ars Electronica.


Protokoll der Diskussion

KP: Thank you Kim! Since you said, that the audience is part of the performance I want to open up and put all those points into the discussion.

KC: I wanted to ask you to talk a bit more about the concept of techno imagination.

LT: Mir sind eigentlich gerade so viele andere Ideen gekommen....ich möchte auch zurückfragen an dich.
Das Eigene produziert permanent das Körperpolitische. Das heißt aber nicht, dass du von einer gesellschaftlichen Ebene abgeschnitten bist.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, noch etwas anderes rein zu bringen: hinsichtlich Kunstproduktion, Körperpolitik, feministische Denkverhältnisse.
Wenn wir uns die Aufbruchsphase des Feminismus ansehen: da war das Weibliche mit einem Nachdenken über das Körperpolitische verbunden (Valie Export zum Beispiel).
Eine 2. Position ist ja auch zB auch die Künstlerin Orlan. Das Körperinnere wird veröffentlicht und durch die Operationen politisiert. Der Ausdruck der feministischen Demonstration geht wirklich ins eigene Fleisch.

KP: Ich möchte auch Sabines Vortrag wieder mit hinein nehmen. Wenn die Volxtheaterkarawane sich als Konsequenz ihres Handelns ins Gefängnis begibt, ist das ja genauso eine radikale Umgangsweise mit dem eigenen Körper.

SK: In the 18th century was a thrift between the aesthetical and the political. So Schiller could do criticism on the theatre without being taken as critic.


KC: Maybe I don't understand the 1st and 2nd level of feminism. Is the 2nd level, that the women reaches finally the table?! In the US its still necessary to open up

AUD: Ich wollte an das Karnevalske anschließen: auch im Zusammenhang mit dem Theaterraum. Was machen wir aber mit der potenziellen Widerständigkeit? In wie weit kann das nicht dazu dienen, gewisse Themen und Positionen in eben diesen geschützten Raum abzuschieben bzw. zu besprechen?

SK: Da geb ich dir total recht. Es ist ja auch die Frage, inwieweit der bürgerliche Theaterraum überhaupt subversiv sein kann? Wir gehen ins Theater um uns zu vergnügen, nicht um eine Revolution zu beginnen.

AUD: Das fand ich auch bei euch allen spannend, auf welche Räume ihr euch bezieht. Was ist das eigentlich für ein Raum, über den geredet wird. Auch hinsichtlich der „Öffentlichkeit“.

SK: Das finde ich total spannend, weil wir (die Frauen) seit Ewigkeiten, sagen wir müssen, wollen öffentlich werden. Und jetzt wird dieser Anspruch wieder ad absurdum geführt und wir werden schon wieder privat.

LT: Ich denke der Begriff ist sehr schwierig. Wir kennen alle die Begrifflichkeiten....der gläserne Mensch, Orwells Phantasie in „1984“ etc...das ist ja alles integriert, und wir müssen also von einer kontrollierten Öffentlichkeit und Privatheit sprechen.

KC: There is an association in New York who worked exactly on the boarder of cyberspace and the real.

LT: Ich spreche da nicht direkt über den Theaterraum.

AUD: I wrote about the body from a postcolonial perspective. There is an absence of talking about the technology. I personally think that the actual body refuses to be distanced - but this can bring back the consciousness about the body.
So I think the body is forgotton through technology. But at the same time its interesting to think about the creation of intimacy through technology.

AUD: Mir ist das „unsichtbare Theater“ so ein Anliegen. Ich glaube politische Subversion kann nur im öffentlichen Raum passieren. Performance in einem Theaterraum ist für mich nicht wirklich politisch. Es darf auch nicht aufgelöst werden, sollte auch nicht angekündigt werden. Es geht darum Leute zu aktivieren und nicht als Theaterstück rezipiert zu werden, es sollte vielmehr an die Zivilcourage und den Aktionismus appellieren.

KP: Was die Volxtheaterkarawane mit der Schengen-Aktion macht, ist doch gar nicht so fern von dem „unsichtbaren Theater „von Augusto Boal.

BK: Das kann ja auch mit der Virtualität verbunden werden. Ein Beispiel über Augusto Boal ist: 3 Frauen realisieren, die Preise für Lebensmittel steigen unglaublich, und sie wollen dem im Supermarkt Einhalt gebieten. Eine Frau gibt ihre Ware also auf das Laufband, weiter hinten in der Schlange stehen noch weitere Frauen, auch über die Aktion eingeweihte. Die erste sagt: ich zahle nicht, es ist alles zu teuer. Die anderen werden alle angesteckt. Im Endeffekt steht der geplünderte Supermarkt da.

AUD: Letztendlich ist das wirksamste die politische Handlungsfähigkeit. Wenn wir über Cyberspace oder Raum reden - die Fragen sind immer noch die gleichen: wer erzählt und gestaltet die Geschichte? Ich sehe weniger denn ja Frauen an der Macht.
Ich glaube, dass die geschluckte Rede besser ist als gar keine Rede.
Wir müssen also schauen: wer ist da, wer erzählt die Geschichte, wer bekommt Geld. Es geht nicht um die Spielweisen, auf denen wir uns austoben sollen. Es geht um die Sichtbarmachung.
Wir müssten das Fernsehen entern!

LT: Och möchte noch ein Abschlussplädoyer stellen: ich bin für die Beibehaltung des realen, weiblichen (!) Körpers.

KP: Ein schönes Schlusswort. Ich möchte auch noch einmal beide Theaterstücke von heute Abend empfehlen: „Memoria“ von Melina Seldes und „Migritude“ von Kim Cook und Shailja Patel.
Ich freue mich, viele morgen wieder zu sehen...! Verabschiedung.



CV Lisbeth N. Trallori
Feministische Wissenschaftlerin, lehrt an den Universitäten in Wien, Graz und Klagenfurt. Zahlreiche Studien zu Köperpolitik/en, Widerstand, NS-Regime, Technik- und Kultursoziologie, Lebensverhältnissen von Wiener Kunstproduzentinnen.


CV Sabine Kock
Studium der Literatur-, Theater- Medienwissenschaft und Philosophie. Mitarbeit am Aufbau eines Curriculum Gender Studies. Foschungs- und Organisationsarbeit zu Perspektiven der Frauen- und Geschlechtergeschichte. Geschäftsführung der IG Freie Theaterarbeit.

CV Kim Cook
Kim Cook ist eine Künstlerin, die sich auf die Entwicklung von ursprünglicher kreativer Arbeit spezialisiert hat - sowohl mit EinzelkünstlerInnen, als auch mit Gruppen. Sie ist Expertin für Diaspora-Kulturen Afrikas und Kubas, Hip Hop, nouveau cirque, avant-variety-cabaret und Solo-Performances. Kim Cook arbeitet mit Stimme, Tanz, Theater, Studio-Kunst und Neuen Medien. Kim Cook ist als Regisseurin an den versteckten Wahrheiten in ihren kreativen Projekten interessiert. Sie beschäftigt sich mit alternativen Performance-Räumen und innovativen Wegen, diese mit dem Publikum zu verbinden. Zurzeit ist Kim Cook die kreative Partnerin und Regisseurin von Shailja Patel und ihrem Projekt "Migritude", das 2006 Premiere hat


Abstract des Vortrags von Lisbeth N. Trallori

Entgegen postmodernen Prognosen ist der Körper nicht an sein Ende gekommen, sondern erfährt eine technologische Transformation, die darauf hinausläuft, ihn seinem materiellen Kontext zu entheben, biopolitisch zu vergesellschaften und medial zu performen. In seiner technomythischen Ikonisierung ist er "white" gestylt, reprogenetisch codiert und optimiert, zugleich repräsentiert er einen überirdischen Körper mit einem Design jenseits von Geschlecht, Herkunft und Endlichkeit, ja vielleicht einen Körper-Agenten, der über jeglichen Verdacht an Geschichte, Leiblichkeit oder terrestrischer Anziehung erhaben ist. Vor dem Horizont dieser Umformungen stellt sich die Frage nach der subversiven Konstruktion des Kunst-Körpers, eingespannt zwischen dem Machtregime technizistischer Normativität, Fremd- oder Eigengestaltung und einer symbolischen Aufgeladenheit, ohne die das Kunstwerk artikulationslos bleibt.



Abstract des Vortrags von Sabine Kock

"Der Leib ist der eigentliche Adressat der Kulturindustrien, nicht der Geist oder das Bewusstsein" (Gabriele Klein electronic vibration. Pop Kultur Theorie. Hamburg 1999, 298)
Gegenwärtige Arbeits- und Existenzbedingungen in Feld des Freien Theaters sind - grundlegend für alle und speziell für Frauen - prekär. Dennoch häufen sich Karnevaleske Elemente in gegenwärtiger feministischer Kunstpraxis als Inszenierungen von Lust, Lachen, Kolportage, Groteske vor, als Strategien von Subversivität und Widerstand, von Sinndispersion oder Sinnkomplexion - dabei handelt es sich vielfach um kongeniale Schnittstellen künstlerischer und politisch performativer Praxis.
Und genau dieses besondere Feld möchte ich schlaglichtartig in den Blick gewinnen: als performative Dokumentation des feministischen Filmkollektivs Candida und in zwei theatralen Aktion der Wiener Volxtheaterkarawane. Dabei sind meine Überlegungen motiviert durch ein Bündel von Hintergrundfragen zum Verhältnis von Kunstpraxis und (politischer) Öffentlichkeit: Was ist gegenwärtig ein radikaler künstlerischer Entwurf? Wie kann Kunst ihren subversiven Charakter bewahren und kommunizierbar machen? Wie wird performativer politischer Widerstand von der Öffentlichkeit wahrgenommen?

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Discourse Programme

Wednesday - March 8, 2006, 5:00 - 7:00 pm Moderation: Sabine Prokop Petra Unger: Das sichtbare Unsichtbare Feminist aspect of art and cultural intermediation in museums and in public space In dialog with Lise Skou/Denmark (This is a story of a woman who...)

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