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Protokoll 16.3.2006
Feminismus und Widerstand Diskursführer innen:...
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Protokoll 6.3.2006
Transformation- Globalisierung Birgit Sauer, Barbara...
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Schlussdiskussion mit Katharina Pewny, Sabine Prokop,...
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Protokoll 13.3.2006

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Einführung in die 2. Diskurswoche

Diskursführerinnen: Katharina Pewny, Birgit Sauer, Barbara Klein, Margit Niederhuber


Abkürzungen im Text:
KP - Katharina Pewny
BS - Birgit Sauer
MH - Margit Niederhuber
BK - Barbara Klein
PU - Petra Unger
MB - Malgorzata Bujnicka
AUD - Publikum


Autorin: Miriam Koller


Synopsis des Diskurses

Birgit Sauer formuliert in der Einführung zur 2. Diskurswoche einige Gedanken zum Topos der Veränderung/Verschiebung („transition“) und die Auswirkungen auf das Individuum. Sie sieht in diesem Zusammenhang eine Rückkehr zu vor-kapitalistischen Zuständen.
Barbara Klein und Margit Niederhuber sprechen zu den Ideen und Zielen dieses Festivals: die Verlinkung und Kommunikation, die Sichtbarmachung von spannenden Herangehensweisen und erwähnen die Schwierigkeiten der Verteilung von finanziellen Ressourcen.
Die Diskussion greift diesen Punkt auf und formuliert die Forderung nach staatlich gegenderten Budgets, die eine Sichtbarmachung einerseits, ein Ziel für Kritikformulierung (und daher neue Handlungsstrategien) andererseits bedeuten würden.
Katharina Pewny formuliert diese Anliegen auch als roten Faden für die 2. Diskurswoche.

Whitin the inauguration of the second discourse week, Birgit Sauer expresses some important ideas on the concept of „transition“ and its impact on the individual. In this context she predicts a return to pre-capitalist conditions.
Barbara Klein and Margit Niederhuber talk on the ideas and aims of the festival: the linking and communication, the visualization of absorbing approaches. Further they point out the difficulties of the allocation of financial ressources.
The discussion takes on this issue and formulates a demand for Gender Budgeting which would cause a transparency on the one hand, and could be a target for criticism (and therefore new operation stategies) on the other hand.
Katharina Pewny beholds these concerns as a thread fort the second discourse week.



Protokoll des Vortrages

KP: Vorstellung und Begrüßung zu 2. Diskurswoche.
Ich möchte ein paar Worte zum „Motto“ dieser Woche sagen: es ist so, dass bei der Abschlussveranstaltung letzte Woche die Frage aufgetaucht ist, wie eine Weiterarbeiten und Strategienentwicklung aus diesem Rahmen heraus möglich ist.
Der rote Faden meiner Moderation soll also auch diese mögliche Perspektive sein.
Der Vortrag von Birgit Sauer heute behandelt die politischen Voraussetzungen, innerhalb derer wir uns bewegen. Ich möchte noch kurz die beiden Festivalleiterinnen vorstellen:
Barbara Klein ist die Leiterin des KosmosTheater, Kabarettistin und Schauspielerin, Forscherin.
Margit Niederhuber arbeitet im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik, Kunst, in Europa und Afrika.
Birgt Sauer, bekannt durch ihre vielen Publikationen, ist Politikwissenschaftlerin und bereitet uns den Einstieg in den heutigen Abend.

BS: Die Idee dieser Diskursschiene und des Festivals, hat eine sozialwissenschaftliche, politische, eben auch eine diskursive Dimension - der Text mit meinen Gedanken zur Transformation und Restrukturierung ist ja auch im Netz zu finden.
Ich finde diese Frage nach der Veränderung sehr wichtig, politisch wie gesellschaftlich.
Mich interessiert: welche Auswirkungen haben diese Veränderungen, vor allem auch auf das Geschlechterverhältnis. Vor allem auch: wie können Frauen diese Transformationen beeinflussen, wie können sie eingreifen.
Transformationen sind nicht nur die Übergänge von unsichtbarer Hand oder aufgrund ökonomischer Bedingungen, sondern es sind alle daran beteiligt. Da stellt sich die Frage nach der Handlungsfähigkeit von Individuen und Gruppen.
Ein großes Thema letzte Woche waren auch diese veränderten Handlungs-un-Möglichkeiten.
Ich glaube, es wurde letzte Woche aber auch nicht ausdiskutiert, hier kann noch weiter gedacht werden. Als Stichworte könnte das des „Netzwerks“ dienen .
Die frage von Ent-solidarisierung und Ent-politisierung war auch sehr zentral.
Diese Handlungsdimension war also sehr zentral: auch als gemeinsames, politisches Handeln.
Ein weitere Dimension letzte Woche, und zentral im Übergangsprozess, waren die Ökonomie, auch die der Märkte und prekäre Arbeitssituationen.
Künstlerinnen können hier als Pionierinnen verstanden werden, die einfach immer schon in solch prekärem Umfeld, unter diesen Voraussetzungen gearbeitet haben.
Die zentralen Fragen sind, wie verhält es sich um Förderungen, Ressourcen, Ökonomisierung von Arbeit/Leben.

Was ich das letzte Mal versucht habe zu präsentieren, waren ein Versuch einer Erklärung von solchen Verschiebungen - in politischen Zusammenhängen, Beziehungszusammenhängung, Geschlechterverhältnissen. Das sind Verschiebungen zwischen mehreren Ebenen, wie zB
zwischen Ökonomie und Staat; zwischen staatlicher Organisation und so genannter Privatheit (wo sich auch die Frage von Freiheit und Gleichheit betrachtet durch die Umwälzungsprozesse stellt).
Eine dritte Grenzverschiebung ist die zwischen Markt und Privatheit/Hausökonomie, Privatisierung, bezahlte Arbeit/unbezahlte Arbeit erfährt ja auch eine Neudefinition.
Die vierte Verschiebung ist die zwischen Öffentlich und Privat. Ich glaube, gerade hier müsste noch einmal diskutiert werden, der Punkt hat sich ja durch die ganze letzte Woche gezogen. Ich weiß auch gar nicht, ob diese Unterscheidung noch gültig ist (wie sie durch das BürgerInnentum entstand).
Die fünfte Verschiebung ist die zwischen nationaler Ebene und internationaler Ebene - Wanderung von Personen, Wissen, die Frage nach der Sprache, der Identität.

Wie wir das Festival und den Diskurs vorbereitet haben, war das eher zufällig. Die österreichische Regierung hatte sich zu diesem Zeitpunkt mit einem neuen Pensionsmodell beschäftigt. Da war der Begriff „Durchrechnungszeitraum“ sehr zentral. Für mich ein sehr militaristischer, brutaler begriff, weil er die Ökonomisierung des ganzen Lebens zum Ausdruck bringt.
Gleichzeitig sind in dem Begriff noch 2 weitere Dimensionen drinnen: die der „Zeit“ (wie leben wir, wie gehen wir mit unserer Zeit um, wie gestalten wir eine Aufteilung der Zeit, was gestehen wir uns selber zu? Wir sind ja alle gewissermaßen Getriebene. Zeit wird ja beinahe nur noch unter dem Aspekt der „Effizienz“ gedacht.
Was wir letzte Woche auch diskutiert haben war, wie viel und was für Zeit bleibt uns eigentlich für politisches Handeln. Wie können wir Ideen und Aktivitäten synchronisieren.
Eine andere Dimension von Zeit natürlich die von „Gestern, Heute, Morgen“. Ist das was wir erleben nicht eigentlich ein „Zurück“ in vorkapitalistische Zeiten?!

Der weitere Begriff ist der des „Raumes“ - innerhalb des Diskurses wichtig sind die unterschiedlichen nationalstaatlichen Räume und deren Konsequenzen, wie können wir sie einnehmen, bespielen, sie schaffen.

Die Frage der Gewalt war auch ein zentraler Punkt letzte Woche. Am Begriff des „Durchrechnungszeitraums“ wird für mich noch einmal klar, dass Gewalt nicht nur physisch sein muss: sondern eben strukturell. Sie passiert über Marginalisierung von Frauen, das Vorenthalten von Ressourcen. Auch wenn das nicht zu physischer Schädigung führt - als Frau kann nicht in vollen Zügen an einem möglichen Leben teilgenommen werden.

Am Samstag wurde die Forderung nach der Formulierung von Strategien laut: es gibt eigentlich politische Konzepte (Gender Mainstreaming), die ja eigentlich versuchen, Benachteiligung auszugleichen, Frauen arbeiten ja auch in politischen Positionen, aber das ist ein Dilemma.
Wollen wir mit der etablierten Politik nichts zu tun haben oder sollen wir diese Politik einladen, um gemeinsam etwas zu tun.
Wie können also solche neuen Strategien und Handlungsweisen entworfen werden?

Sehr zentral für das Festival ist die Verbindung und Kommunikation von Wissenschaft und Kunst.
Mein Eindruck ist nicht der der Sprachlosigkeit oder ein fehlender Konnex zwischen den beiden, ich denke es gibt genügend aktionistisches Potenzial. Es gibt meines Erachtens schon noch Formen, die für eine Neustrukturierung, einen Widerstand gefunden werden können.

Offene Fragen sind, auch nach einer Reflexion der letzten Woche, die Begrifflichkeiten von Identität und Feminismus. Es tauchten immer wieder Unklarheiten auf, obwohl ich glaube, dass es nicht so schwer ist, diese Begrifflichkeiten fassbar zu machen.
Ich glaube, diese Woche kann noch sehr viel dahingehend bringen.


Protokoll der Diskussion

KP: Danke für deine theoretischen aber sehr konkreten Gedanken. Ich möchte diese Ausführung gleich ins Publikum geben. Bzw. möchte ich bei einer Sache nachfragen, die hab ich inhaltlich nicht verstanden: die Rückkehr zu vorkapitalistischen, feudalen Zuständen - woran kann das gemerkt werden?

BS: Im Bereich der Arbeit kann das mit der Deregulierung erklärt werden. Diese Trennung oder die Aufhebung von „Öffentlich“ und „Privat“ ist ja zB so ein Punkt. Es wird nicht nur mehr in der Fabrik gearbeitet.

KP: Im Feudalismus ist ja auch der Adel an der Macht.

PU: Es geht ja auch in Richtung „Leibeigenschaft“, beinahe sklavische Verfügbarkeit und Zustände in der Arbeit.

Ich glaube, dass wir ganz viel aus den historischen Aufständen lernen können. Ich denk da an die Arbeiterinnen im 19. Jahrhundert, die um 21.00 aus der Fabrik gingen und daneben publiziert haben, sich vernetzt haben, Gedanken formuliert haben - so entstand einfach die Frauenbewegung. Also ich denke, es gibt sehr viele Möglichkeiten des Widerstands, an denen wir uns auch wieder inspirieren lassen könne.

AUD: Als Beispiel auch die „Bauernaufstände“ und der „Aufstand der Weber“.

KP: Aber andererseits gibt es ja die Vereinzelung - wie kann ich mich also wieder zu einem Widerstand zusammenschließen.

MH: In Argentinien gab es doch vor ein paar Jahren den totalen Zusammenbruch der staatlichen Ökonomie. Da war ja zB der Mittelstand auf einen Schlag arm. Da fand dann auch eine Rückkehr zu alten Strukturen statt - zB Tauschgeschäfte. Es ist vielleicht wirklich nicht uninteressant: dieser Blick in und das Schöpfen aus der Vergangenheit.

AUD: Ich würde gerne nachfragen: die Deregulierung versus die Feudalgesellschaft, die eine eindeutige Hierarchie hatte. Wie können diese Aspekte zusammengehen?

BS: Zum ersten kann ich sagen, das sich das auf eine staatliche Organisation bezieht. Dieser Staat verändert sich auch: weniger Sozialstaat, zurück zu den sicherheitspolitischen Kernfragen, bis hin zur Aushebelung des Sozialstaats. Das ist ein Punkt der Refeudalisierung. Ob das auch auf die Gesellschaft per se angewandt werden kann, kann ich nicht sagen.
Prinzipiell würd ich die Zustände als eine Mischung von liberal-demokratisch versus neo-feudalistisch nennen.

AUD: Ich glaube, die Formulierung des Feudalen ist überzogen. Alte Gespenster zu formulieren kann uns nicht weiterbringen. Wir müssen uns neue Begriffe suchen, mit denen arbeiten und uns organisieren. Also zB eher mit „Globalisierung“ arbeiten. Da kann ich auch als wichtigen Punkt die Ausbeutung der Frau in Asien (billigster Lohn, 7 tage die Woche) denken.

KP: Ich möchte auch an euch, Margit und Barbara, die hier formulierten Gedanken weitergeben.

BK: Ich möchte darauf zurückkommen, wie es zu diesem Festival gekommen ist. Ich glaube dieses Festival kann eine gute Parabel für einen neuen Ansatz sein.
Wir haben eine positive Nutzung der Globalisierung versucht.
Wir sind hier im 7. Bezirk: der vereint unzählige Kunst- und KulturveranstalterInnen, -teilnehmerInnen, -produzentInnen.
Wir haben also versucht, und es auch geschafft, diese VeranstalterInnen (mit jeweils unterschiedlichen Interessen, Konzepten, etc) zu vereinen.
Eine art Zweckgemeinschaft, die auch wichtig für eine ökonomische Basis war.
So konnten internationale KünstlerInnen und Wissenschaftlerinnen eingeladen werden.

Wichtig war für uns die Verlinkung und Kontaktaufnahme. Dieses Zusammentreffen soll ein Austausch über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten sein. Dazu auch der Versuch von Vernetzung Wissenschaft und Kunst, Vernetzung zwischen den Ländern (auch über das Internet).

Für die Entscheidung über die künstlerischen Projekte hier war wichtig, dass eine Frau in der leitender Funktion ist und sich die Arbeit mit (der Veränderung von) Geschlechterstereotypen beschäftigt.
Für mich sind diese Strukturen, diese patriarchalen, innerhalb der Kunst- und Kulturgesellschaft eklatant und gefährlich: es wird permanent Patriarchat hergestellt.
Wir kennen alle die Widerstände, die gläserne Decke (als Künstlerinnen, Arbeiterinnen, Wissenschaftlerinnen), bekommen aber keine Möglichkeit zur Umverteilung.
Frauen haben nicht nur ein erhöhtes Maß an beruflicher Arbeit, sondern auch immer noch die Betreuung des Haushalts und der Kinder über.
Jetzt geb ich mal an Margit weiter.

MH: Ich will nur folgendes anmerken: wenn wir unser Motto „her position in transition“ überlegen und das mit den künstlerischen Arbeiten hier vergleichen, sehen wir schnell den Zusammenhang.
Seien es über die Sichtbarmachung von Frauen, von der Thematisierung der Migrantinnen bei Malgorzata Bujnicka, der Frauenstadtführungen von Petra Unger, oder hier, wenn die trash-recycled FEMtronics Geschlechterstereotypen umdrehen, witzig verändern und ein Neues hervorbringen. Oder eben die Diskussion von für Frauen wichtigen Themen in grrrlzines. Sehr unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema „Übergang“ oder Transformation. Diese Vielfalt (an Themen, Altersgruppen, Herangehensweisen) zeichnet dieses Festival ja aus.

BK: Ich glaube, es ist wichtig, Folgendes festzustellen: dass alles schafft Öffentlichkeit. Ob als Wissenschaftlerin oder Künstlerin, wir schaffen hier Bühne.

KP: Ich möchte in paar Dinge aufgreifen. Einerseits die geforderte Strategiekonferenz, aber auch die virtuelle Öffentlichkeit.

BK: Darf ich vielleicht beim Geld weitermachen? Es ist einfach ein wichtiger Punkt.
Alle leiden unter zu wenig Geld. Gerade die Künstlerinnen (die kommen teilweise aus Ländern, wo es kein Budget für Kunst allgemein gibt). In diesem Zusammenhang ist es ganz wichtig, hier ist auch der Anknüpfungspunkt zu Feministinnen, Globalisierungsgegnerinnen, die simple Frage: wo ist das Geld?!
Wir wissen, es gibt kein gegendertes Budget. Es ist kaum messbar, wer wie viel bekommt.
In der Stadt Wien gibt es seit dem Jahr 2000 ein Frauenkunstbericht. Einerseits können wir froh sein, dass es ihn gibt, andererseits ist er natürlich auch kritisierbar.

AUD: Einzelne Projekte werden natürlich immer wieder gut bezahlt - zB Valie Export am Theater an der Wien. Andere Künstlerinnen müssen dem Geld hinterher rennen.

KP: Ist deine Forderung, Barbara, auf allen ebenen ein gegendertes Budget?

BK: Ja selbstverständlich. Und das in allen Ländern, um Vergleiche anstellen zu können.
Ich kritisiere ja auch, dass es auf Bundesebene keinen solchen Bericht gibt.

KP: Eine Strategie wäre also auch, sich mit sich solchen Forderungen an den Staat zu wenden.

AUD: Frauen müssen einfach benannt werden. Zum Beispiel solche Kleinstudien wie im Finanzministerium, die einer Feministin zu verdanken sind.
Wir müssen für diese Frauen die Würdigung mit einer offensiven Kritik (an solchen Berichten und Methoden) verbinden.

KP: Was heißt das für die Diskussion hier?

AUD: Wir müssen zB einen solchen Bericht (wie den Frauenkunstbericht) zerpflücken, aber gleichzeitig die Mitwirkenden auch würdigend benennen.
Ich glaube, das ist ein gutes Beispiel einer Arbeit.
Deswegen kann ich ja auch mit dem Begriff der Feudalisierung viel anfangen: in Österreich wird Kritik nicht gefördert. Es ist ein stumpfes Werkzeug.

MH: Die Idee einer Untersuchung von Frauenberichten ist doch ein konkreter Anknüpfungspunkt für Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen. Genau daran könnte gearbeitet werden. Also von einigen Ländern die Information einzuholen: gibt es Gender Budgeting, wie sieht es aus. So eine Untersuchung kann ja auch wieder hinaus getragen werden.
Ich weiß nicht, ob es in anderen Ländern gegenderte Budgets gibt....

AUD: Doch, in Kanada, Australien...

MB: In Polen ist das eine zwiespältige Situation. In kommunistischer Zeit haben Frauen immer gearbeitet. Sie saßen nie nur Zuhause. Andererseits sind viele kulturelle punkte mit dem Heim verbunden, auch mit der Religion.
Seit einigen Jahren gibt es auch ein wirklich feministisches Outgoing, mit Zeitschriften etc.
Die ökonomischen Zustände, gerade für Künstlerinnen, sind natürlich ein Wahnsinn.

BK: Wie sieht die Postfeministin in Polen aus? Kann sie alles erreichen, sind alle Benachteiligungen abgeschafft?

MB: Ich kenne genügend Beispiele, wo klar wird: Feminismus oder feministisches Handeln/Leben wird als künstlich empfunden, als falsch. Es braucht also immer noch viel Kraft.

MH: Der Einfluss der unwahrscheinlich traditionellen katholischen Kirche ist in Polen ja auch eklatant.

MB: Für manche junge Frauen ist diese Begegnung mit dem Westen eine klischeehafte - neue Rollen werden wie Muster aufgenommen, nicht wirklich durchdacht.
Ich sehe also keine Bewusstheit sondern unreflektierte Annahme.

KP: Glaubst es ist interessant, solche Gender Budgets international durchsichtiger zu gestalten? Auch in Polen?

MB: Natürlich. Obwohl der Kulturbereich in Polen natürlich noch männerdominierter ist.
Es gibt auch „skurrile“ Momente, wie zum Beispiel eine Künstlerin wird beschuldigt, den wert der Familie angegriffen zu haben und auch verurteilt wird.
Prinzipiell ist ein Handeln im Verbund natürlich stärkend und wichtig. Eine Zusammenarbeit öffnet die Türen und ist als intensive Arbeit einfach motivierend. Dieses Festival ist ja auch deswegen so spannend, dass eine gewaltige Präsenz stattfindet, in geballter Form - wir können hier über konkret Dinge nachdenken.

KP: Mein Interesse ist auch, das nach einem solchen Diskurs klar wird: wer macht was, wer arbeitet woran und welche Zielsetzungen haben die einzelnen.

AUD: Ich kann über das Tanzquartier erzählen, da wird weniger in geschlechterspezifischen Dimensionen gedacht, sondern die generelle Vernetzung von Menschen.

BK: Ihr habt ja grundsätzlich vor allem Frauen.

KP: Der Bereich ist ja prinzipiell sehr weiblich.
Die Theaterwissenschaft, auch die Forschung Richtung Tanz und Performance, ist in Deutschland ja fast ausschließlich weiblich besetzt. In Deutschland sind ja zB auch 10% der ordentlichen Professurposten mit Frauen besetzt, in Österreich 7%.

BK: Die Tanzfestivals sind aber noch mit Männern besetzt und von ihnen geleitet, je weiter runter es geht, desto weiblicher wird das Ganze.
Es gibt klare ökonomische Hierarchien, auch für die einzelnen Festivals.

KP: Manchmal muss dieser ausgesprochen feministische oder queere Anspruch auch zurückgestellt werden. So erlebe ich das zumindest. Da hilft es zB bei einer Postenbesetzung, diesen prinzipiell zu erarbeiten, und dann, wenn eine solche Position in einer Institution besetzt ist, gezielt politisch zu arbeiten beginnen.

BS: Aber das ist natürlich schon schwierig. Diese Kommunikation - zwischen Kunst und Wissenschaft ist ja noch nicht so schwer - Richtung Staat, Institutionen und Politik ist das unheimlich schwer. Wie wird zB Kritik organisiert etc. Da spielt ja auch gleich die große Angst vor dem Machtverlust eine Rolle.

AUD: Es gibt ja zB den Verband von feministischen Ökonominnen, die alle Aktionen innerhalb des staatlichen österreichischen Finanzgeschehens zu beeinspruchen versuchen. Im Nachhinein natürlich erst, auch mit sekundären Ressourcen und Wissen.

BS: Das Finanzgeschehen ist aber ein Geheimbereich. Es gibt ja keine Infos, über vergebenen Förderungen etc. Auch im Frauenministerium! Das ist aber auch sehr typisch und spezifisch für Österreich. Diese Geheimpolitik ist hier sehr populär, in anderen Ländern können sogar Spesenabrechnungen einzelner Parlamentsmitglieder eingesehen werden.

BK: Barbara Prammer sah dass ja als ihre Aufgabe, dass jeder Gesetzesentwurf über ihren Tisch geht. In der Praxis aber unmöglich.

AUD: Es gab einmal vor 10 Jahren eine Erhebung über die Bedingungen künstlerischer Arbeit. Es war aber nur eine quantitative Erfassung. In der BRD wird das in 3jährlichem Abstand erhoben, auch unter dem Aspekt des Gender Mainstreamings, aber nicht dezitiert für Frauen

Wir haben ja auch das Treffen von freien Theaterschaffenden eingeführt - dieses Budget ist auch noch nicht gegendert. Herzliche Einladung, dies zu tun!
Innerhalb dessen wird auch immer wieder klar, wie prekär gearbeitet wird. Dafür sind Netzwerke eine gute Möglichkeit: Vergleiche anzustellen und diese dann Vorgehensweise zu nutzen.

KP: Ich glaube, wir sind hier schließlich wieder an einem zentralen Punkt: die Vernetzung.

BS: Gibt es im KünstlerInnenbereich Initiativen, die mehr auf diese Thematik abzielen?

BK: Es braucht schon mal gute Strukturen für zB eine Antragsstellung. Wir haben versucht, für dieses Festival einen zu formulieren: es ist aber in der Zusammenarbeit mit den Partnerinnen sehr schwierig. Weil es muss ja zuerst alles durch die staatlichen Instanzen, dann kann erst mit EU-Ressourcen gearbeitet werden. Das erschwert vieles, auch wenn weiterführende EU-weite Kooperationen in einem solchen Kontext spannend wären und eigentlich Ziel sein sollten.
Ich denke mir halt, wo sind die realen Möglichkeiten? Was kann denn zB in einer Zusammenarbeit mit attac gemacht werden? Etc.

KP: Ich möchte das alles noch abschließend bündeln. Für mich haben sich folgende Punkte herausgestellt: wie schaut es einerseits international mit gegenderten Budgets aus, und dann ist auch dieses Treffen der freien Theaterschaffenden ein Anknüpfungspunkt. Das sind 2 konkrete Sachen, die ich innerhalb dieser Woche weitertragen möchte.
Ich möchte noch kurz auf den morgigen Diskurs hinweisen: wo Katharina Prinzenstein und Marietta Schneider zum Thema „The Long Run“ sprechen werden.
Ich bedanke mich für die spannende Diskussion!

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Wednesday - March 8, 2006, 5:00 - 7:00 pm Moderation: Sabine Prokop Petra Unger: Das sichtbare Unsichtbare Feminist aspect of art and cultural intermediation in museums and in public space In dialog with Lise Skou/Denmark (This is a story of a woman who...)

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