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Protokoll 16.3.2006
Feminismus und Widerstand Diskursführer innen:...
diskurs - 23. Mar, 13:27
Protokoll 6.3.2006
Transformation- Globalisierung Birgit Sauer, Barbara...
diskurs - 20. Mar, 21:04
Protkoll 18.3.2006
Schlussdiskussion mit Katharina Pewny, Sabine Prokop,...
diskurs - 19. Mar, 15:07

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Protokoll 11.3.2006

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Zusammenfassung der ersten Diskurswoche

Diskursführerinnen: Sabine Prokop, Margit Niederhuber, Barbara Klein, Birgit Sauer

Abkürzungen im Text:
SP - Sabine Prokop
BK - Barbara Klein
MN - Margit Niederhuber
BS - Birgit Sauer
AUD - Publikum


Autorin: Miriam Koller


Synopsis des Diskurses

Sabine Prokop bespricht die Themen dieser 1. Diskurswoche und fasst die verschiedenen Thesen der Vorträge und Diskussionsstränge noch einmal zusammen. Als Resümee dieser Zusammentreffen lässt sich das große Feld der „Diversität“ benennen, aber auch die Notwendigkeit einer gemeinsamen Sprache.
Die Diskutantinnen verweisen auf die unterschiedlichen Herangehensweisen von Kunst und Wissenschaft, aber auch die geteilten Konsequenzen (Mangel an Geld & Raum, Selbstvermarktung etc). Als wichtige Forderung bleibt: die Sichtbarmachung, das Hinaustreten an die Öffentlichkeit mit neuen Strategien und die Vernetzung/Solidarisierung.

Sabine Prokop looks back on the issues of the first discourse week and resumes the different topics of the lectures and threads of the discussion.
As a conclusion she entitles the broad field of diversity as well as the necessity of a joint language. The discussion group indicates the diverse approaches of Art and Science als well as their shared consequences (such as the lack of money and space, the marketing of oneself...).
An important demand of the discussion is: the visualisation, the appearance on the public with new strategies and networking and solidarity of/between women.




Protokoll der Wochenzusammenfassung

SP: Begrüßung und Vorstellung. Dank an die Leiterinnen des Festivals, Margit Niederhuber und Barbara Klein.
Das Resümee dieser Diskurswoche kann wohl die „Vielfältigkeit“ gelten.
Das Tolle an diesem Ort ist, dass viele Dinge, die ich oft nicht als einig sehe, hier gemeinsam Platz haben; auch was für verschiedene Menschen hier zusammen kommen können.
Das KosmosTheater ist ein feministischer Raum und es ist gut hier zu sein.
Nächste Woche wird Katharina Pewny moderieren und nächsten Samstag wird eine Abschlussveranstaltung der Diskursschiene im Depot stattfinden.

Ich möchte jetzt die einzelnen Tage dieser 1. Woche zusammenfassen und Punkte, die sich wiederholen oder durchziehen, herausheben.

Am Montag fand die Einführung in das Haus, das Festival statt und es wurde die verbindende Funktion von Kunst und Diskurs innerhalb dieser Veranstaltung betont. Ein wichtiger Aspekt des Festivals ist auch die Vernetzung mit anderen Veranstaltungen hier im Bezirk. Es gab einen call for projects, danach fand eine Auswahl gemeinsam mit den BezirkspartnerInnen statt. Weil es geht auch um die Stärkung der Zusammenarbeit innerhalb des Bezirks. Wichtig war dabei, dass eine Frau in einer führenden Position ist und das Thema „her position in transition“ erarbeitet wird.
Es steht also das verbindende Moment im Mittelpunkt - aber auch die Differenz: ich erinnere mich an Situation der Diskussion, wo die unterschiedlichen Herangehensweisen von Künstlerinnen und Theoretikerinnen klar wurden.

Birgit Sauer hat am Montag zum Konzept dieses Diskurses gesprochen: es geht um Themen des Übergangs. Wichtig war dabei auch: die Einbettung der Arbeit der Künstlerinnen in den politischen Diskurs.
Der Ausgangspunkt war, dass die Subjektivität von Frauen, die Handlungsdimensionen und die Systeme hinterfragt und betrachtet werden.
Auch in der Diskussion wurde klar: es findet alles auf mehreren, verschiedenen Ebenen statt.
Die heutigen Veränderungsprozesse sind oft zum Nachteil der Frauen.
Wichtig war auch die Frage, ob es ein „einheitliches Geschlecht“ Frau überhaupt geben kann.

Die Themen der Woche waren: Migration, prekäre Arbeitssituation, Körper/Körperpolitiken/Geschlecht und Körper, Gewalt gegen Frauen, Politik und Widerstand, Geschlechterdifferenz versus anderer Aspekte von Differenz. Auch das problematische Verhältnis von „Gender Theory“ und Feminismus wurde immer wieder thematisiert.

Ein wichtiger Punkt ist die so genannte und immer wieder etablierte „Opferrolle“ von Frauen (als Sexarbeiterinnen, Migrantinnen usw) - es geht um eine Neudefinition: Frauen als „Betroffene“. Diese Umformulierung ermöglicht eine Entwicklung, eine neue Aktionsfähigkeit. Wichtig ist, dass sich eine Frau selbst definieren und dadurch auch Kraft schöpfen kann. Der Terminus „Opfer“ suggeriert oft Handlungsunfähigkeit.

Interessant war auch: wie weit müssen Künstlerinnen auch Managerinnen sein? Dieser Aspekt wurde im Vortrag über Creative Industries wieder aufgegriffen. Sich selbst managen ist heute unbedingt notwendig.
Die New Yorker Künstlerinnen (Maureen Brennan, Karen Bernard), die oft am Diskurs teilhatten, haben klar gemacht: sie betreiben einen Brotberuf, weil Kunst nicht profitabel ist. In Europa schaut das anders aus: zwar gibt es Hürden durch den ganzen Apparat der Anträge und Bewilligungsmechanismen, aber es ist die Möglichkeit, Förderung zu erhalten.

Der 2. Tag hat sich mit dem „sichtbaren Unsichtbaren“ beschäftigt. Petra Unger hat sich mit feministischer Kulturvermittlung auseinandergesetzt. Sie hat dabei Feminismus als Analyseinstrument etabliert, aber auch als Utopiewerkstatt und als politische Haltung.
Die Frage nach Öffentlich“ und „Privat“ war innerhalb dieses Aspekts sehr wichtig.
Durch ihre vorgeführten Bildbeispiele hat sie die unterschiedlichen Darstellungen von Frauen innerhalb der Kunstgeschichte aufgedeckt..
Interessant ist dabei der Topos des „Blicks“ - welche Möglichkeiten haben Frauen innerhalb des Bildes? Dabei steht zB Rubens gegen Schiele bzw. aktiver gegen passiver Blick.
Sie hat als feministische Künstlerinnen Carolee Schneemann, Niki de Saint Phalle oder Valie Export angeführt.
In der Kunstvermittlung und auch im Theater (in Kulturräumen also) lässt sich folgende Frage stellen: wie viel „Frau“ ist eigentlich möglich?
Petra Unger hat auch die problematische Situation von Bildunterschriften oder auch Bilderhängungen und deren narrativen Charakter diskutiert.
Ihr Kernsatz ist: wer repräsentiert wen in welchem Kontext?!
Die Diskussion hat den Aspekt von Öffentlich/Privat wieder aufgenommen. Der Topos wird ja auch in dem Stück „Patriot Act“ hier am Festival thematisiert.
Maureen Brennan hat innerhalb dessen etwas sehr wichtiges formuliert: wann sind wir an einem Punkt, wo wirklich Neues passiert und nicht nur Altes aufgerollt wird.
Das Konklusion war wohl: es geht immer um das stückweit Mehr-Arbeit.

Der 3. Tag griff das Thema des Netzwerkens auf. Juliane Alton hat über dafür notwendige Begrifflichkeiten gesprochen und problematisierte in unserer Gesellschaft wirkende Inklusions-/Exklusions-Mechanismen.
Als zentraler Begriff kann wohl „Identität“ gelten. Identität wird dabei als ein kommunikatives Moment gelesen: das Ich bedarf immer eines Außen, das Ich muss ja die Grenzen des Selbst ziehen, betonen, feststellen. Dasselbe gilt auch für Gruppenidentitäten.
Für die Diskussion waren die Begrifflichkeiten sehr wichtig, denn der sehr theoretische Input war von der künstlerischen Praxis vielleicht abgehoben.
Zu Netzwerken lässt sich, nach Andrea Mayer-Edoloeyis Vortrag sagen: es bedarf immer eines thematischen Kerns, der die Einzelnen verbindet.
Weiters hat sie über feministische Kulturarbeit gesprochen, vor allem eben in Oberösterreich. Diese Arbeit passiert zwar über kleine Schritte, aber das Große und Radikale muss immer im Kopf behalten werden.
Sie empfahl weiters, das Patriarchat nicht weiter anzuerkennen und suggeriert eine Veränderung des Blickwinkels.
Die Künstlerin Karen Bernard machte klar, dass es in NYC nicht „nur“ um feministische Arbeit geht, sondern um diversity allgemein.
Juliane Alton besprach diesen Punkt als sehr problematisch, weil diese extreme Fokussierung auf die Vielfältigkeit auch Energie nimmt.
Ich glaube, diese Zusammenfassung macht klar, dass dieser Tag wirklich sehr theoretisch war.

Das nächste Thema war Creative Industries. Der Ausgangspunkt für diese Diskussion war der Geniebegriff des 19. Jahrhunderts. Die künstlerische Arbeit war also eine Männliche, die Weibliche die des Gebärens.
Die neue Anforderung heute ist: Künstlerin ist auch Unternehmerin, Managerin, etc.
Es ging weiters um die Marktfähigkeit von Kunst - teilweise fehlt ja heutzutage wirklich die Fähigkeit der Wahrnehmung von Kunst: von zB einer Performance auf der Straße.

Das letzte Thema dieser Woche war die tabuisierte Gewalt gegen Frauen.
Anneliese Brandstätter machte klar, dass sich die heutigen Politiken vor allem auf Frauen negativ auswirken: in Form von Armut, prekärer Arbeitsverhältnisse, Gewalt.
Sie stellte fest, dass es für diese Problematik keine Lösung gibt, schon gar nicht von öffentlicher Hand. Die Künstlerin Aprilija Luzar hat dann ihr Projekt „Women's taxi“ vorgestellt und wir haben das sehr lange diskutiert, einfach auch, um es zu verstehen.

MN: Es ist eine multimediale Sache. Es ist Malerei, Video, Performance. Sie führt alles innerhalb der Installation zusammen - die WATTA heißt.
Im öffentlichen Raum findet diese Taxi-Geschichte statt. Frauen können anrufen, werden herum geführt und diese Fahrt ist die Möglichkeit der „Abladung von Gewalt“. Dieser Austausch wird dann wieder zurückgeführt in die Installation.

SP: In Slowenien ist das ja quasi ein Projekt des Alltags. Aprilija wird von Frauen angerufen und sie gibt ihnen einfach die Möglichkeit, frei zu sprechen. Natürlich werden auch Infobroschüren ausgegeben, das ist ja sonst ein heikler punkt: sie ist keine Therapeutin.

MN: Ein wichtiger Aspekt ist auch ihre Malerei. Sie malt so genannte „survivors“ - also betroffene Frauen und versucht damit eine affirmative Ikonisierung dieser Frauen.

SP: Sie gibt also den Frauen eine Art „geschützte Öffentlichkeit“. Weil die Frauen wollen ja nicht unbedingt mit ihren Erlebnissen direkt an die Öffentlichkeit gehen.
Diese Arbeit funktioniert auf mehreren Ebenen: auf feministischer, kulturpolitischer, künstlerischer, auch heilsamer Ebene. Ich bin sehr gespannt auf das Projekt, es startet ja heute im Quartier 21.


Ich weiß nicht, ob es jetzt schon ein klares Ergebnis nach dieser Woche gibt. Es ist relativ schwer, zB einen Forderungskatalog aus dieser Diskursschiene zu formulieren.


Protokoll der Diskussion

BK: Mir geht es bei solchen Veranstaltungen vor allem auch darum, dass die Frage nach der Weiterarbeit gestellt wird. Es soll also nicht nur die Feststellung des Status Quo sein, sondern was kann daraus entwickelt werden?
Kunst und Theorie zusammenzubringen ist sehr wichtig. Aber zentral ist auch die „Übersetzungsarbeit“. Wir müssen die Sprachlichkeit innerhalb dieses Feldes verändern - damit wir überhaupt einmal auf einer Linie sind und auf die Gemeinsamkeiten eingehen können
(also: kein Geld, keine Freiräume etc).
Wir haben uns generell die Sprache nehmen lassen! Wir dürfen nicht mehr „Feminismus“ sagen, nicht mehr „Links“ oder „Rechts“.
Wir, die Frauen, zahlen auf der ganzen Welt: aber was bekommen wir dafür? Es geht also in erster Linie auch wieder um eine Art „Gender Budgeting“.

SP: Das Thema innerhalb der Diskussionen war aber nicht der Geldmangel. Das scheinbar akzeptierte, vor allem aber gelebte Modell ist eher: Brotberuf und idealistisches künstlerisches Arbeiten.

BK: Es ist oft eine Frage des Wissens, der Kommunikation. Lateinamerikanerinnen wissen vielleicht gar nicht, dass dieses rein künstlerische Schaffen möglich ist.
Auch im generellen Dialog mit Künstlerinnen wird immer wieder klar: sie müssen alles tun und leiden darunter. Es gibt keine Solidarisierung, die ist schon auf rein zeitlicher Ebene nicht organisierbar. Das große Thema ist die „Vereinzelung“.

AUD: Viele Frauen sagen ja auch oft: sie wollen nicht in einem Frauen-/Feminismuskontext gezeigt werden. Diese Künstlerinnen wollen keine „Gettoisierung“ - in erster Instanz. Die Erkenntnis kommt oft danach. Zum Beispiel beim Filmfestival „tricky women“ wird immer wieder diese Frage gestellt, im Nachhinein aber oft als Katharsis erlebt.
Macht es also Sinn, solche Frauenveranstaltungen, Festivals zu machen? Diese Frage stellt sich mir immer wieder von neuem. Will es vielleicht nur meine Generation?

BK: Wenn Karen Bernard sagt, es gibt keine Hochkultur in New York, ist das ein Missverständnis. Es geht einfach um die Verwendung von einer anderen Sprachlichkeit. Im Endeffekt kommt dasselbe dabei heraus: keine Frauen in führenden Positionen, kein Geld für feministische Anliegen etc.

MN: Die Frauenbewegung in Amerika hat keine Bedeutung mehr. Die Frage von „race“ spielt aber sehr wohl eine Rolle, Alter auch. Welcher Diskurs geführt wird, ist dadurch bestimmt, wer momentan die Macht innehat.
Die angesprochene Diversität spielt auch für mich eine Rolle: es wird so lange geteilt, bis sich die einzelne Person nicht mehr solidarisieren kann.
Am Anfang war diese Auflockerung wichtig (innerhalb der Frauenbewegung): die Erkenntnis, dass wir nicht ein einheitliches Subjekt „Frau“ sind. Aber wie kann das innerhalb eines modernen Diskurses verwendet werden?
Diese einzelnen Linien (Entsolidarisierung, Diversität versus der Erkenntnis: wir müssen zusammen arbeiten) sollten zusammengefasst werden.

BS: Aber die Feststellung schon wichtig von Gleichheit und Ungleichheit ist relevant. Das ist natürlich auch die Frage nach Macht! Egal, um welche Identität es geht, alle sind letztlich durch Ungleichheit bestimmt.
Ich denke die Begrifflichkeiten müssen wieder mehr politisiert werden - das bietet vielleicht auch einen neuen Ausgangspunkt für die einzelnen Differenzstrukturen.
Das Thema der Ökonomisierung ist ja für alle wichtig (Künstlerinnen und Wissenschaftlerinnen).


SP: Das führte aber zu einer Spaltung innerhalb der Szene. Institutionalisierte Bewegungen, die Geld bekommen, und die, die kein Geld bekommen. Die institutionalisierten Bewegungen wiederum werden jetzt aber auch wieder zusätzlich politisch untergraben.

BK: Beispiel Frauenvolksbegehren in Österreich! Es haben 644.665 Frauen unterschrieben - aber danach kam der Backlash. Das Frauenthema war für die nächsten Jahre wieder erledigt.
Weil das System immer wieder mit Zähnen und Klauen verteidigt wird.

BS: Der Staat als Umverteilungsmaschine ist sehr selektiv. Das Resultat ist Ungleichheit. Dann ist da auch noch der Markt. Die Frage ist: sollte die Strategie gewechselt werden (Steuerboykott oä)?

BK: Ich bin sehr für eine solche Strategie. Warum nicht? Es bringt auch nichts, sich an die wenigen Frauen in Entscheidungspositionen zu wenden - weil wer sitzt da - an das System Angepasste.

SP: Innerhalb des Diskurses fand aber zB kein „Wir“ statt. Es ist so augenscheinlich. Es gibt Gemeinsamkeiten, aber es entsteht kein Drive.

BK: Vielleicht sind es eben die ganz kleinen Fragen. Wenn Karen Bernard fragt „Und, was mache ich als Künstlerin damit?“. Hier muss angesetzt werden.
Es liegt auch daran, dass Wissenschaftlerinnen sich als die Vermittlerinnen von Wissen betrachten. Nicht als Aktionistinnen.

SP: Die Erkenntnis der Woche war: die Pfründe sind verteilt. Aber nichts geht an die Frauen.
Juliane Alton hat ja auch erwähnt, dass eine Verbünden mit dem gegnerischen Lager weiterhelfen könnte.

BK: Die Frage ist: wie kann diese Vielfältigkeit positiv genutzt werden.

MN: Ein Ansatz wäre die verschiedenen Aspekte niederzuschreiben. Das kann unsere Basis zum Weiterdenken sein. Dieses Sammeln könnte die zukunftsweisende Perspektive sein.

AUD: Ich möchte noch einmal zu den Analysen zurück. Sabine, du hast sehr toll und informativ zusammengefasst. Ich wär noch neugierig, wo du die spannenden Punkte siehst.
Eine Frage ist ja: Kunst und Wissenschaft. Wo sind die Unterschiede oder Gemeinsamkeiten. Einerseits natürlich problematisch, aber wer kann denn heute noch Kunst machen, ohne Foucault oder Derrida gelesen zu haben.
Du hast ja auch darauf hingewiesen, dass das Thema der Gewalt auch irgendwie herausgefallen ist. Es stimmt ja nicht nur, dass es Männer und Systeme diese Gewalt sind - Frauen sind ja auch innerhalb dessen eingeflochten.

SP: Ich versuche sehr strikt von meinen Vorwissen/Erwartungen zu trennen.
Die Korrelation von Kunst und Wissenschaft war schon ein Thema hier. Gerade beim Vortrag über Creative Industries. Es geht in beiden Sphären um Selbstvermarktung.
Die Gewalt-Frage und der von dir eingebrachte Aspekt ist wahr und wichtig. Nächste Woche ist die Gewalt auch ein Randthema. Es ist also generell einfach ein Tabu.

BK: Für mich ist der Begriff zu eng gefasst. Was ist Gewalt? Eine körperliche Erfahrung? Dann gehören viele Betroffene nicht dazu. Es geht darum, diese Begriffe viel weiter zu fassen.

SP: Ja, gestern war das auf das rein Körperliche bezogen.

BS: Physische Beschädigung ist ja nur eine Konsequenz. Gewalt ist ja in Vielem präsent.

BK: Vielen Projekten dieses Festivals ist diese Thema auch immanent.

AUD: Mich würde interessieren, wie sehr sich diese Themen in anderen Kunstbereichen niederschlagen - in Bildender Kunst, Film etc. Gerade wenn es um Förderungen geht.

BK: Sabine Oosterlynck, mit der ich gestern sprach, hat mir gesagt, dass für sie Performancekunst eigentlich nicht in einem institutionalisierten oder klar definierten Bereich möglich ist. Performance sollte mehr Überraschung sein. Da kann viel mehr passieren, auch für das Publikum. Natürlich gibt es etliche Theorien bezüglich

AUD: Und bezüglich der Ungleichheit - bei Förderungen, gibt es da Unterschiede geschlechterspezifisch, spartenspezifisch etc?

BK: Performance ist Kritik, vielleicht wollen die KünstlerInnen auch oft gar kein Geld, andere wollen das wiederum schon.

SP: Ich glaube nicht, dass sich die Volumen unterscheiden. Eher die Raummöglichkeiten dafür.

BK: Performancekunst wird ja nicht thematisiert. Kommt also auf offizieller Ebene gar nicht vor. Es gibt keine öffentlichen Abteilungen für Performancekunst.
Ich glaube aber, dass in der Performancekunst generell mehr Frauen arbeiten. Sie können mit sich und ein paar Ideen ad hoc arbeiten, sie brauchen keinen Apparat dazu. Es ist ein Arbeiten als kleinste Einheit.
Theoretisch muss ja Performancekunst keine Soloarbeit sein, ist es aber meistens. Weil es sonst ganz einfach auch kostspieliger wird.

SP: Ich denke, für nächste Woche müssen vielleicht auch noch mehr die möglichen Seilschaften oder Strategien ins Auge gefasst werden.

AUD: Das muss natürlich auch formuliert werden.

BK: Ich denke mir wie schon erwähnt immer: was machen wir jetzt damit. Das reine Rezipieren oder Austauschen ist nicht genug.

BS: Der Ausgangspunkt am Montag war ja auch: die Grundbedingungen von Wissenschaft und Kunst sind verschiedene, aber der Ansatz ähnlich. Weil die Arbeitsbedingungen teilweise dieselben sind. Oder die Herangehensweise als feministisch Arbeitende.
Im Prinzip sind es ähnliche Grundlagen, die das eigene Wirken prägen.

BK: Ein Aspekt der ja immer wieder aufgetaucht ist, ist das Zusammenwachsen von Privat und Öffentlich. Da wurden ja auch in starken Bildern in den Diskussionen gesprochen: wenn ich zB zuhause vor der Webcam sitze, kann ich sofort nach außen treten. Es fallen permanent die Grenzen.

SP: Die Kristallisationspunkte sind ja auch offensichtlich, Themen, die Energie haben.
Ich denk: natürlich müssten sofort Resolutionen entstehen. Hier hab ich sie noch nicht gefunden oder für mich formulieren können. Es waren einzelne Erkenntnisse: diese Themen müssten halt weiter verfolgt werden. Gerade im Spannungsfeld Kunst/Wissenschaft/Praxis.
Die Themen müssen halt hinaus getragen werden.

BS: Diese Vereinzelung/Nichtsolidarisierung ist ja ein starkes Thema. Können trotzdem Verbindungen hergestellt werden? Offensichtlich ist diese Vereinzelung Teil unseres Systems. Aber wie kann damit produktiv umgegangen werden?

SP: Öffentlichkeit muss geschaffen werden, gesucht werden. Auch wenn diese Öffentlichkeit nur eine kleine Einheit ist.

BK: Ich sehe eine Anbindungsmöglichkeit außerhalb dieses Diskurses. Ich sehe zB auch eine neue Linke (zB „feminist attac“). Es müsste da eine neue Stärkung geben. Es wäre also interessant, Querverbindung zu schaffen.
Grundeinkommen wäre zB so ein Thema, wo eine solche Verbindung geschaffen werden kann.

SP: Die Protokolle dieser Diskursschiene können ja auch dazu herangezogen werden. Weil das ist ja auch eine Schaffung von Öffentlichkeit.

BK: Ja, es könnte ja auch in einer Strategiekonferenz weiter gehen. Da kann ja auch die 2. Woche des Festivals dafür verwendet werden.

SP: Auch wenn das Wort Strategie nicht mehr gut ankommt.

BK: Was kommt schon gut an! Es wird uns das Wort aus dem Mund genommen, die Sprache ist verloren. Am besten ist es, an die Basis, auch sprachlich, zu gehen.

SP: Das ist der wichtige Punkt. Simple, aber wirksame Strategien zu entwickeln.

BK: Kunst ist ja zB auch keine Behübschung, als die sie, auch von Wissenschaftlerinnen, oft wahrgenommen wird. Kunst ist ja auch Möglichkeit, Strategie.
Da möchte ich auch gleich noch darauf hinweisen, dass heute um 15.00 Uhr hier, wie jeden Tag, die Vorstellung von Arbeiten der teilnehmenden Künstlerinnen stattfindet.

SP: Verabschiedung.

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Discourse Programme

Wednesday - March 8, 2006, 5:00 - 7:00 pm Moderation: Sabine Prokop Petra Unger: Das sichtbare Unsichtbare Feminist aspect of art and cultural intermediation in museums and in public space In dialog with Lise Skou/Denmark (This is a story of a woman who...)